Gerdas Adventskalender

Dienstag, 8. Juli 2014

Weihnachtsgeschichten




Weihnachtsgeschichten

Der Weihnachtsbaum
Es war an Heiligabend , und der Weihnachtsbaum
stand fertig geschmückt für die Feiertage da.
Aber kaum waren alle zu Bett gegangen, als die
Spielsachen, die am Baum hingen, miteinander zu
reden und zu tuscheln begannen.
"Es wäre doch ein rechter Spaß", sagten sie ,"
wenn wir alle heruntersteigen und
uns verstecken würden." Sie kletterten also alle vom
Baum herunter und ließen ihn ganz kahl zurück und
 versteckten sich -einige hinter den Schränken , und
einige hinter den Heizröhren, und einige hinter den 
Büchern  auf den Regalen im Wohnzimmer ,
und wo es ihnen sonst noch einfiel.
Am ersten Feiertag kamen die Kinder herunter und
wünschten einander fröhliche Weihnachten.
Aber als sie ihren entzückenden Baum ganz kahl
dastehen sahen mit nicht einmal einem einzigen
Knallbonbon mehr daran, da weinten sie heiße
Tränen. Als sie die Kinder weinen hörten,
schämten sich die Spielsachen gehörig wegen des
unartigen Streichs, den sie gespielt hatten.
Trotzdem aber mochten sie nicht recht aus ihren
Verstecken  hervor kommen, während jemand
herumstand. Sie warteten also, bis alle in die Kirche
gegangen waren, und dann schlüpften sie hervor.
"Ich weiß!" sagte die
Arche Noah und sprach mit all ihren Stimmen
zugleich ," ich hab eine Idee!“ Sie führte also  die
anderen Spielsachen zum Haus hinaus und in die
Stadt, und da trennten sie sich und suchten sich ihren
 weg durch die Hintertür in jeden Spielzeugladen und
in jeden Süßigkeitsladen. Einmal drinnen, luden sie
alle Spielsachen und alle Süßigkeiten zu einer
großen Gesellschaft ein, die sie gäben, und führten
sie zurück zum Haus.
"Hier ist es, wo wir unsere Gesellschaft
geben", sagten sie und zeigten auf
den Weihnachtsbaum. So kletterten denn alle die
neuen Spielsachen zu den Zweigen des Baumes
hinauf und hängten sich daran. Es war wahrhaftig 
kaum genug Platz für sie alle, denn es waren nun 
Zehnmal soviel als da vorher.
Die ganze Zeit in der Kirche hatten die Kinder still
hinter ihren Gesangbüchern in sich hineingeweint
und waren noch immer ziemlich traurig,
als sie nach Hause kamen .Aber als sie ihren
Weihnachtsbaum erblickten, mit zehnmal soviel
Geschenken daran, als vorher da gewesen waren und
mit zehnmal soviel Kerzen ,die einander lieblich
anstrahlten, da lachten sie und klatschten in
die Hände und jauchzten vor Freude und sagten,
in ihrem ganzen Leben  hätten sie noch niemals einen
so bezaubernden Weihnachtsbaum gesehen!
(Richard Hughes)

 

 Wünsche
"Drei  Wünsche ?"sagte das kleine
Mädchen." Wunderbar!
Genau , was ich brauche .
Der Nachmittag war ungewöhnlich anstrengend.
" So ist es, sagte der Kobold. "Ich lasse meine
Lampe neben deinem Bett stehen ,
und wenn du dir überlegt hast, welches dein
erster Wunsch ist , ruf mich..."
"Ich möchte meinen ersten Wunsch sofort
 erfüllt haben.
" Der Kobold verbeugte sich aus fließender Hüfte:"
"Zu deinen Diensten." Ich  wünsche  mir  einen
 ganzen  Koffer voll  Schokoladen –
Pfefferminztaler." 
"Dein Wunsch ist erfüllt, kaum hast du ihn genannt !
"Den rechten körperlosen Arm verlängernd,
zog der Kobold  unter dem Bett einen großen
hübschen Koffer aus  weichem,
glänzendem , grauen Plastik hervor.
"Mm", sagte das Mädchen , hockte sich neben
 dem Koffer auf  den Boden ,
öffnete die Schlösser, stieß den Deckel auf und
begann zu essen.
"Mm", sagte es noch einmal, kauend.
"Nicht zu Pfefferminzig, nicht zu Süß. in sehr gutes
Rezept, das"  "Natürlich ", sagte der Kobold."
Übernatürlich,"  sagte das kleine Mädchen.
"Ich ziehe diese Pfefferminztaler sogar den guten
von heute nachmittag vor.“
Die meisten davon mußte ich auf Anweisung der
Kinderfrau meinen sogenannten "kleinen Freunden"
anbieten. Ich nehme an (das kleine Mädchen steckte
noch einen Taler in den Mund und blickte schräg 
zum Kobold auf), du bist nicht handfest genug, um
dich für Süßigkeitenzu interessieren."
"So ist es." Ich nehme weiterhin an , daß ich den
Koffer später als Koffer benutzen kann .
Er ist sehr schick, finde ich.
"Der Koffer war mitgenannt in deinem Wunsch –
also gehört er dir."
"Gut", sagte das kleine Mädchen und kaute weiter.
Laß  deine  Lampe auf meinem  Nachttisch.
Ich reibe den  Griff, wenn ich mir  wieder etwas
wünschen will.
" Zu Befehl", sagte der Kobold und entschwand.
Eine   Stunde später erschien er wieder.
"Gehorsamst zur Stelle. Willst du deinen zweiten
Wunsch aussprechen?"
Das kleine Mädchen blickte nicht auf.
Es saß noch  immer auf dem Fußboden, ließ den
Kopf hängen und schwankte
über dem leeren Koffer." Ich wünsche ,
daß es mir wieder besser geht.
" Dein Wunsch ist erfüllt, kaum hast du ihn
genannt!" Das tut wohl, sagte das kleine Mädchen
und stand flink auf.
"Mir war so schlecht, ich konnte kaum den
Arm ausstrecken und den griff deiner Lampe reiben.
" So ist es, sagte der Kobold. "
Nun wo es dir besser geht, wirst du gewiß sehr
sorgfältig abwägen wollen ,wie du deinen letzten
Wunsch verwendest. Meine Lampe ist noch da..."
"Ich will den dritten Wunsch jetzt erfüllt haben."
Wirklich? Solltest du nicht..."  Ich wünsche mir,
daß von jetzt ab alle meine Wünsche erfüllt werden .
"  Du bist eine neunmalkluge kleine Kröte";
sagte der Kobold .
So ist es, sagte das kleine Mädchen."
Jetzt muß ich dich also ewig bedienen ";
sagte der Kobold,
ich kann nur hoffen , daß du bald stirbst und
ich erlöst bin."
So leicht kommst du nicht davon.
Ich wünsche mir , unsterblich zu sein." Ewigkeit",
sagte der Kobold und stöhnte."
Eine Ewigkeit als Knecht einer Kröte!
"Vielleicht bessere ich mich, wenn ich größer
werde", sagte das kleine Mädchen tröstend.
Meine Kinderfrau sagt manchmal, es besteht noch
eine Hoffnung."
Wer mit acht Jahren schon ein perfektes Ekel
ist, läßt wenig Gutes hoffen.
" Nicht ich bin das Ekel ", sagte das kleine
Mädchen kühl.
"Ist dir noch nie aufgegangen ,daß es seeliche
Grausamkeit ist,
nur drei Wünsche und nicht mehr anzubieten?"
es ist so üblich .
" Was für ein armseliger Grund.
Ich gehe jetzt ins Bett.Wenn mir in der Nacht
Wünsche einfallen ,werde ich dich rufen!
"Bevor du entschwindest,fülle den Koffer wieder
 mit   Schokolade -
Pfefferminztaler, nach dem gleichen hervorragenden
Rezept, aber mit einer geschmacklosen Medizin
gegen Magenbeschwerden.
" Der Kobold  nickte niedergeschlagen zum Koffer
hin. Er war wieder gefüllt.
" Gut ", sagte das Mädchen und nahm einen
Pfefferminztaler .
Warum  hast  du  mich  mein  Schicksal nicht gleich
wissen lassen?" fragte der Kobold."
Warum hast du dir den Wunsch ,
daß  alle deine Wünsche erfüllt
werden , nicht als erstes gewünscht
du kleines Scheusal?"
Für ein übernatürliches Wesen bist du ziemlich
dumm, antwortete das kleine
Mädchen." wenn ich getan hätte ,hätte
ich zwei wertvolle Wünsche vergeudet.
 (Brigid Brophy)




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