Weihnachtsgeschichten
Der Weihnachtsbaum
Es war an Heiligabend , und der
Weihnachtsbaum
stand fertig geschmückt für die Feiertage
da.
Aber kaum waren alle zu Bett gegangen,
als die
Spielsachen, die am Baum hingen,
miteinander zu
reden und zu tuscheln begannen.
"Es wäre doch ein rechter
Spaß", sagten sie ,"
wenn wir alle heruntersteigen und
uns verstecken würden." Sie
kletterten also alle vom
Baum herunter und ließen ihn ganz kahl
zurück und
versteckten sich -einige hinter den Schränken
, und
einige hinter den Heizröhren, und
einige hinter den
Büchern auf den Regalen im
Wohnzimmer ,
und wo es ihnen sonst noch einfiel.
Am ersten Feiertag kamen die Kinder
herunter und
wünschten einander fröhliche
Weihnachten.
Aber als sie ihren entzückenden Baum
ganz kahl
dastehen sahen mit nicht einmal einem
einzigen
Knallbonbon mehr daran, da weinten sie
heiße
Tränen. Als sie die Kinder weinen
hörten,
schämten sich die Spielsachen gehörig
wegen des
unartigen Streichs, den sie gespielt
hatten.
Trotzdem aber mochten sie nicht recht
aus ihren
Verstecken hervor kommen,
während jemand
herumstand. Sie warteten also, bis alle
in die Kirche
gegangen waren, und dann schlüpften
sie hervor.
"Ich weiß!" sagte die
Arche Noah und sprach mit all ihren
Stimmen
zugleich ," ich hab eine Idee!“
Sie führte also die
anderen Spielsachen zum Haus hinaus
und in die
Stadt, und da trennten sie sich und
suchten sich ihren
weg durch die Hintertür in jeden
Spielzeugladen und
in jeden Süßigkeitsladen. Einmal
drinnen, luden sie
alle Spielsachen und alle Süßigkeiten
zu einer
großen Gesellschaft ein, die sie
gäben, und führten
sie zurück zum Haus.
"Hier ist es, wo wir unsere
Gesellschaft
geben", sagten sie und zeigten
auf
den Weihnachtsbaum. So kletterten denn
alle die
neuen Spielsachen zu den Zweigen des
Baumes
hinauf und hängten sich daran. Es war
wahrhaftig
kaum genug Platz für sie alle, denn es
waren nun
Zehnmal soviel als da vorher.
Die ganze Zeit in der Kirche hatten
die Kinder still
hinter ihren Gesangbüchern in sich
hineingeweint
und waren noch immer ziemlich traurig,
als sie nach Hause kamen .Aber als sie
ihren
Weihnachtsbaum erblickten, mit zehnmal
soviel
Geschenken daran, als vorher da
gewesen waren und
mit zehnmal soviel Kerzen ,die
einander lieblich
anstrahlten, da lachten sie und
klatschten in
die Hände und jauchzten vor Freude und
sagten,
in ihrem ganzen Leben hätten sie
noch niemals einen
so bezaubernden Weihnachtsbaum
gesehen!
(Richard Hughes)
Wünsche
"Drei Wünsche ?"sagte
das kleine
Mädchen." Wunderbar!
Genau , was ich brauche .
Der Nachmittag war ungewöhnlich
anstrengend.
" So ist es, sagte der Kobold.
"Ich lasse meine
Lampe neben deinem Bett stehen ,
und wenn du dir überlegt hast, welches
dein
erster Wunsch ist , ruf mich..."
"Ich möchte meinen ersten Wunsch
sofort
erfüllt haben.
" Der Kobold verbeugte sich aus
fließender Hüfte:"
"Zu deinen Diensten." Ich
wünsche mir einen
ganzen Koffer voll
Schokoladen –
Pfefferminztaler."
"Dein Wunsch ist erfüllt, kaum
hast du ihn genannt !
"Den rechten körperlosen Arm
verlängernd,
zog der Kobold unter dem Bett
einen großen
hübschen Koffer aus weichem,
glänzendem , grauen Plastik hervor.
"Mm", sagte das Mädchen ,
hockte sich neben
dem Koffer auf den Boden ,
öffnete die Schlösser, stieß den
Deckel auf und
begann zu essen.
"Mm", sagte es noch einmal,
kauend.
"Nicht zu
Pfefferminzig, nicht zu Süß. in sehr gutes
Rezept, das"
"Natürlich ", sagte der Kobold."
Übernatürlich," sagte das kleine Mädchen.
"Ich ziehe diese Pfefferminztaler
sogar den guten
von heute nachmittag vor.“
Die meisten davon mußte ich auf
Anweisung der
Kinderfrau meinen sogenannten
"kleinen Freunden"
anbieten. Ich nehme an (das kleine
Mädchen steckte
noch einen Taler in den Mund und
blickte schräg
zum Kobold auf), du bist nicht
handfest genug, um
dich für Süßigkeitenzu
interessieren."
"So ist es." Ich nehme
weiterhin an , daß ich den
Koffer später als Koffer benutzen kann
.
Er ist sehr schick, finde ich.
"Der Koffer war mitgenannt in
deinem Wunsch –
also gehört er dir."
"Gut", sagte das kleine
Mädchen und kaute weiter.
Laß deine Lampe auf meinem
Nachttisch.
Ich reibe den Griff, wenn ich mir wieder etwas
wünschen will.
" Zu Befehl", sagte der
Kobold und entschwand.
Eine Stunde später
erschien er wieder.
"Gehorsamst zur Stelle. Willst du
deinen zweiten
Wunsch aussprechen?"
Das kleine Mädchen blickte nicht auf.
Es saß noch immer auf dem
Fußboden, ließ den
Kopf hängen und schwankte
über dem leeren Koffer." Ich
wünsche ,
daß es mir wieder besser geht.
" Dein Wunsch ist erfüllt, kaum
hast du ihn
genannt!" Das tut wohl, sagte das
kleine Mädchen
und stand flink auf.
"Mir war so schlecht, ich konnte
kaum den
Arm ausstrecken und den griff deiner
Lampe reiben.
" So ist es, sagte der Kobold.
"
Nun wo es dir besser geht, wirst du
gewiß sehr
sorgfältig abwägen wollen ,wie du
deinen letzten
Wunsch verwendest. Meine Lampe ist
noch da..."
"Ich will den dritten Wunsch
jetzt erfüllt haben."
Wirklich? Solltest du
nicht..." Ich wünsche mir,
daß von jetzt ab alle meine Wünsche
erfüllt werden .
" Du bist eine neunmalkluge
kleine Kröte";
sagte der Kobold .
So ist es, sagte das kleine
Mädchen."
Jetzt muß ich dich also ewig bedienen
";
sagte der Kobold,
ich kann nur hoffen , daß du bald
stirbst und
ich erlöst bin."
So leicht kommst du nicht davon.
Ich wünsche mir , unsterblich zu
sein." Ewigkeit",
sagte der Kobold und stöhnte."
Eine Ewigkeit als Knecht einer Kröte!
"Vielleicht bessere ich mich,
wenn ich größer
werde", sagte das kleine Mädchen
tröstend.
Meine Kinderfrau sagt manchmal, es
besteht noch
eine Hoffnung."
Wer mit acht Jahren schon ein
perfektes Ekel
ist, läßt wenig Gutes hoffen.
" Nicht ich bin das Ekel ",
sagte das kleine
Mädchen kühl.
"Ist dir noch nie aufgegangen
,daß es seeliche
Grausamkeit ist,
nur drei Wünsche und nicht mehr
anzubieten?"
es ist so üblich .
" Was für ein armseliger Grund.
Ich gehe jetzt ins Bett.Wenn mir in
der Nacht
Wünsche einfallen ,werde ich dich
rufen!
"Bevor du entschwindest,fülle den
Koffer wieder
mit Schokolade -
Pfefferminztaler, nach dem gleichen
hervorragenden
Rezept, aber mit einer geschmacklosen
Medizin
gegen Magenbeschwerden.
" Der Kobold nickte
niedergeschlagen zum Koffer
hin. Er war wieder gefüllt.
" Gut ", sagte das Mädchen
und nahm einen
Pfefferminztaler .
Warum hast du
mich mein Schicksal nicht gleich
wissen lassen?" fragte der
Kobold."
Warum hast du dir den Wunsch ,
daß
alle deine Wünsche erfüllt
werden , nicht als erstes gewünscht
du kleines Scheusal?"
Für ein übernatürliches Wesen bist du
ziemlich
dumm, antwortete das kleine
Mädchen." wenn ich getan hätte
,hätte
ich zwei wertvolle Wünsche vergeudet.
(Brigid Brophy)
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