Der allerkleinste
Tannenbaum
Es war kurz vor Weihnachten .
Ein kleiner bunter Vogel flog zum Fest in die
Stadt.
Da sah er auf dem Hügel einen
kleinen
Tannenbaum.
" Gehst du nicht in die Stadt?" fragte
ihn der Vogel.
"Nein," sagte der Tannenbaum .
Ich bin zu
klein für Weihnachten.
Und er brach in Tränen aus.
Der kleine Tannenbaumerinnerte sich,
daß seine großen Brüder immer zu ihm sagten:"
Wenn du nicht schneller wächst,
wirst du nie ein rechter Weihnachtsbaum."
Eines Tages wurden sie alle
zum Weihnachtsfest in die Stadt abgeholt.
Da freuten sie sich sehr und hoben stolz
ihre schönen Äste.
Nur der kleine Tannenbaum wurde stehen gelassen
Er fühlte sich sehr einsam und schluchste :
Ach, wenn ich doch größer wäre und bei meinen
Brüdern in der Stadt sein dürfte! Weißt du was?
sagte der Vogel zum Tannenbaum . Ich werde
dir helfen. Ich flieg zu meinem Freund
dem Esel. Bald darauf kam ein Fuchs vorbei.
Auch er lief zum weihnachtsfest in die Stadt.
Gehst du nicht in die Stadt?
fragte der Fuchs den Tannenbaum
Nein , ich bin zu klein, antwortete der
Tannenbaum und mußte wieder weinen.
Der Fuchs hatte noch nie einen so
kleinen Baum gesehen. Aber weil er nicht
wußte , wie er ihm helfen sollte, lief er
weiter. Inzwischen kam der Vogel mit seinem
Freund ,dem Esel zurück.
Du hast mir nicht gesagt, daß der Weg so
weit ist, brummte der Esel.
Er ärgerte sich
daß er so kurz vor Weihnachten
nicht in der Stadt sein konnte. Er wollte
doch nichts
von dem schönen Fest versäumen.
Siehst du, jetzt sind wir da, sagte
der Vogel
und zeigte mit dem Flügel auf den
kleinen Tannenbaum. Der Esel mußte sich
bücken , um den winzigen Baum
überhaupt zu sehen Seine Augen waren vor
Überraschung weit geöffnet. Es war
der kleinste Tannenbaum , den er jemals gesehen
hatte. Wie geht es dir? fragte der Esel höflich.
Ach ,wenn ich doch größer wäre ,
schluchste der kleine Tannenbaum.
Dann wäre ich jetzt bei meinen Brüdern in der
Stadt.
Ich glaube , ich werde das Weihnachtsfest nie
erleben! Weine nicht ! tröstete ihn der Esel.
Schau da
drunten die Lichter in der Stadt
Dort stehen
sie alle die vielen Weihnachtsbäume
und werden schon mit Kerzen geschmückt.
Deine Brüder sind auch dabei. In jeder
Stube steht ein prächtiger Tannenbaum und
darunter
werden morgen die Kinder ihre Geschenke
auspacken. Dann werden sie alle die schönen
Weihnachtslieder singen.
Hör auf zu weinen, kleiner Tannenbaum !
Vielleicht bist du nächstes Jahr auch dabei.
Der Tannenbaum weinte aber schon nicht mehr.
Die freundlichen Worte des Esels hatten ihn
beruhigt. Ja , vielleicht nächstes Jahr
...,murmelte er
und schlief ein. Der Vogel und der Esel seufzten
erleichtert , und auch sie schliefen ein.
Sie hatten einen langen Tag hinter sich und
waren sehr müde. Und während sie schliefen ,
begann es leise zu schneien.
Es kam der Morgen vor dem Heiligen Abend.
Der Esel und der Vogel wischten
sich die Schneeflocken aus den Augen.
Überall um sich herum glänzte der
Schnee in der Sonne, und auch der kleine
Tannenbaum war ganz mit Schnee bedeckt.
Er war jetzt der schönste Tannenbaum,
den man sich denken konnte.
Da begannen der Vogel und der Esel ihr liebstes
Weihnachtslied zu singen.
Als die anderen Tiere den Gesang hörten,
verließen sie ihr Versteck im Wald
und in den Wiesen und machten sich alle auf den
weg.
Auch sie wollten dort sein, wo so schön gesungen
wird.
Sie versammelten sich alle um den kleinen
Tannenbaum auf dem Hügel und
sangen mit dem Vogel und dem Esel .
Inzwischen ist es dunkel geworden
.Die Sterne leuchteten vom Himmel herab auf
den Schnee
und den kleinen Tannenbaum.
Er war jetzt der schönste Weihnachtsbaum
auf der ganzen Welt.
Jetzt war der Heilige Abend da.
Das
Jesuskind lag in der Krippe.
Maria und Joseph wachten neben ihm.
Und auch die Tiere waren gekommen und fingen
gleich zu singen an.
Draußen auf dem Felde aber hörte der kleine
Tannenbaum eine Stimme neben sich flüstern:
Du bist gar nicht zu klein für Weihnachten,
lieber Tannenbaum, denn ich bin ebenso klein wie
du.
Es war das Jesuskind selber, das so zu ihm sprach.
Da war der kleine Tannenbaum glücklich.
Als Weihnachten vorüber war
verabschiedete sich der Esel und lief heim in die
Stadt. Er versprach ihm , zum nächsten
Weihnachtsfest wiederzukommen.
Der Vogel aber wollte bis zum Frühling bei
dem
kleinen Tannenbaum bleiben.
Und der Tannenbaum beklagte sich nie mehr
darüber, daß er so klein war.
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