Gerdas Adventskalender

Dienstag, 8. Juli 2014

Der kleine Engel Benedikt


Der kleine Engel Benedikt

Benedikt, der kleine Engel mit den roten Pausbäckchen war überglücklich.
 Dieses Jahr war er doch tatsächlich von der Himmelskommission,
aus der Schar der Engel, für eine heißbegehrte Aufgabe ausgewählt worden,
nämlich am Heiligen Abend dem Weihnachtsmann beim Verteilen der
Geschenke zu helfen. Wirklich, überglücklich war er.
Schon seit Wochen wurde in der Himmelswerkstatt über nichts anderes
gesprochen als darüber, wer am 24. Dezember mit auf die Erde dürfte.
Dem Weihnachtsmann zu helfen war etwas Tolles, etwas ganz
Schon die Fahrt mit dem Schlitten und den Rentieren davor
- allen voran Rudolf - war ein außergewöhnliches Erlebnis.
Klar war leider auch, daß viele kleine Engel gebraucht wurden um die
Himmelswerkstatt wieder aufzuräumen, das Chaos zu beseitigen,
das durch die Arbeiten für Weihnachten in den Werkstätten und in
der Bäckerei entstanden war. Es mußten ja auch die Wolkenbetten
aufgeschüttelt und die Sterne blank geputzt werden und viele Arbeiten
mehr standen an. All die nicht immer geliebten Arbeiten, die aber
irgendwann gemacht werden mußten.
Alle Kinder wissen, wovon hier die Rede ist.
Und darum träumten alle Engel davon, einmal als Helfer des
Weihnachtsmannes mit auf die Erde zu dürfen.
Benedikt hatte es also geschafft, dieses Mal war er ausgesucht worden.
Sein Glück war für ihn unfaßbar.
Wo er doch dieses Jahr sehr oft bei der Weihnachtsbäckerei ermahnt
worden war nicht so viel vom Teig und den Plätzchen zu naschen.
Es war nicht so, daß der aufsichtsführende Engel es ihm nicht gönnte
, jedoch waren die Wangen unseres kleinen Benedikts schon ganz
schön gerundet und das Bäuchlein wurde auch ein wenig kugelig.
Man kann sagen, Engel Benedikt war ganz groß darin,
Sätze wie "Benedikt, gleich kriegst Du Bauchweh!" zu überhören.
Und die Rangelei mit seinem Freund, dem Engel Elias,
weil dieser ihn "Mopsi" genannt hatte, hatte er auch in die
hinterste Schublade seines Denkens gepackt.
All zu viele Ermahnungen bedeuten nichts Gutes,
bedeuteten letzten Endes das Verbot einer Lieblingsbeschäftigung,
meistens für eine ganz schön lange Zeit. Na, da hatte man wohl
dieses Jahr ein Auge - wenn nicht sogar zwei - zugedrückt!
Pünktlich am 24. Dezember stand der Schlitten mit den Rentieren,
die mit den Hufen scharrten, vor dem Himmelstor.
Viele Engel hatten sich versammelt, um ihnen nachzuwinken.
Der Weihnachtsmann ließ die Peitsche knallen und mit lautem
Schlittenglockengeläut ging es auf einem extrabreiten, glitzernde
n und glänzenden Mondstrahl hinunter auf die Erde.
Rudolf versuchte sich in ein paar Extrasprüngen -
er hatte wohl zu lange im Stall gestanden - was den Schlitten
kurzfristig auf einen "Zick-Zack- Kurs" brachte.
Engel Benedikt fand das toll. Es würde ein langer Abend werden
mit vielen Arbeitsstunden und so hatte der Weihnachtsbäckerei-
Engel Benedikt, die goldene Himmelsnaschdose voller
köstlicher Leckereien, wie Marzipan- Kartoffeln,
Schokoladenlebkuchen, Zimtsterne, Butterspekulatius zur
Stärkung mitgegeben und beim Füllen hineingetan, was
Engel Benedikt am liebsten mochte. Selig drückte er sie
nun mit seinen dicken Patschhänden an sein Bäuchlein
und kuschelte sich höchst zufrieden ein wenig an den
Weihnachtsmann, um sich im nächsten Moment wieder
kerzengerade aufzusetzen; schließlich war er als
"Weihnachtsmann - Helfer - Engel" schon beinahe ein großer Engel!
Auf der Erde sah es so schön aus. Es schneite sacht -
die dafür zuständigen Engel hatten wohl doch noch ein paar
Tonnen voller Schnee im äußersten Winkel des
Himmelsgefrierraumes gefunden. Der Schnee knirschte leise
beim Betreten der Wege. Sanft leuchtete das Licht aus den
Häusern und ließ den Schnee auf Straßen, Häusern und
Bäumen glitzern. Kirchenglocken läuteten und verbreiteten
eine festliche Stimmung. Sogar der Wind hatte sein ansonsten
stürmisches Temperament gezügelt und war kaum spürbar.
Engel Benedikt vermutete, er war auf dem Weg, sich zur
Ruhe zu legen. Schon viele Stunden waren der Weihnachtsmann
und sein kleiner Helfer unterwegs. Die Freude der Kinder,
ihre glänzenden Augen, die friedliche Stimmung von
alten und jungen Menschen, der milde Glanz der Kerzen
aus den Wohnstubenfenstern hatte ihnen immer wieder neue
Kraft gegeben. Jetzt hatten sie nur noch ein einziges nicht
allzu großes Geschenk zu einer Wohnung im letzen Wohnblock
einer Straße zu bringen. Schon ein bißchen ermüdet gingen
der Weihnachtsmann und Engel Benedikt am Fenster dieser
Wohnung vorbei. Das Fenster war einen Spalt zum Lüften
geöffnet worden. Engel Benedikt sah in das Wohnzimmer. Der
Weihnachtsmann und er sahen ein Ehepaar mit einem kleinem
etwa 7 Jahre alten Jungen. Der Junge sah sehr dünn und blaß
aus und beide Eltern stützten ihn liebevoll, als sie vom Eßtisch zum
Sofa gingen. Gerade beugte sich die Mutter über ihn und sagte:
" Was für ein Glück für uns, daß Du doch schon zu Weihnachten
wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden konntest!"
"Ja Mama" sagte der Junge, "das ist für mich das schönste
Geschenk, mehr brauche ich eigentlich gar nicht."
"Na, so ganz wird der Weihnachtsmann dich wohl nicht
vergessen haben", sagte der Vater zu seinem Sohn.
Der Weihnachtsmann ging zur Wohnungstür um das kleine
bescheidene Paket hinzulegen. "Hier, leg die Keksdose dazu",
flüstert der kleine Engel Benedikt und hob seine kleinen Arme
mit den Köstlichkeiten in die Höhe um sie dem Weihnachtsmann
zu geben. Es war sein voller Ernst und tat ihm eigentlich überhaupt
nicht - na vielleicht ein winziges bißchen leid - was er aber ganz
schnell unterdrückte. "Danke Bene, gut gemacht", flüsterte
der Weihnachtsmann und strich Engel Benedikt sacht über
den Kopf. Die Wangen des kleinen Engels glühten vor Stolz.
Bene hatte der Weihnachtsmann zu ihm gesagt. "Bene"
sagte sonst immer nur das Christkind zu ihm, wenn es ihn
für besonders liebevolles Verhalten lobte.
Nachdem der Weihnachtsmann nun alle Geschenke verteilt
hatte, begaben sich beide auf den Weg zum Rentierschlitten,
um die Rückreise anzutreten. Sie kamen am Fenster vorbei und
sahen, wie der Junge sich besonders über die Keksdose freute
und rief: "Mama, Papa, guckt doch mal, wie sie glänzt
und glitzert, und hmmm, hier probiert mal die Kekse,
sie sind köstlicher, nein, einfach himmlisch!"
Der Weihnachtsmann und der kleine Engel lächelten sich an:
 "Wie recht er hat" sagte der kleine Engel glücklich.





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