Die
Wichtelmännchen
Es war einmal
ein ehrlicher und gläubiger Schuhmacher der ohne eigenes
Verschulden arm
geworden war. Sein kleiner Laden ging so schlecht,
das er
inzwischen nur noch einen sehr kleinen Rest von Leder hatte,
wovon er gerade
mal noch ein einziges Paar Schuhe herstellen konnte.
Voller Kummer
bereitete er die letzten beiden Lederstücke für den
nächsten Tag
vor und weil es bereits spät am Abend war, nahm er
gemeinsam mit
seiner Frau das kärgliche Abendessen in Form einer
Kartoffelsuppe
ein und gingen schließlich früh zu Bett.
Kaum hatten die
beiden ihr allabendliches Nachtgebet gesprochen,
schliefen sie
auch schon voller Müdigkeit ein. Am nächsten
Morgen begannen
die beiden frohgemut den Tag mit einem Morgengebet.
Nachdem sie
sich gewaschen und angezogen hatten, schnitt seine
Frau ein paar
trockene Scheiben von ihrem letzten Laib Brot ab,
während der
Schuster kurz in seiner Werkstatt nach dem Rechten sah.
Kaum hatte er
seine Werkstatt mit dem angeschlossenen Laden betreten,
kam er ins
Staunen. Denn zu seiner Überraschung war die beiden
letzten
Lederstücke verschwunden. Stattdessen lag ein glänzendes
und frisch
poliertes Paar neuer Schuhe an seinem Arbeitsplatz.
Voller
Verwunderung nahm der Schuster das Paar Schuhe in
die Hand und
prüfte es kritisch. Doch von welcher Seite er sich das Paar
Schuhe auch
besah, es war ein wahres Meisterstück.
Er hatte noch
nie ein so feines und gut genähtes Paar Schuhe gesehen,
wie dieses, und
wie es blitz, blank glänzte!
Während er noch
immer voller Bewunderung die phantastische
Arbeit
betrachtete, erklang plötzlich das kleine Glöckchen über
der Eingangstür
zu seinem kleinen Laden und der erste Kunde seit
langer Zeit
trat in das ärmliche Geschäft ein. Auch der Kunde war
von der
hervorragenden Arbeit des Schuhwerk angetan, so das er
es sofort kaufte.
Aber nicht nur das, denn die Schuhe hatten dem
Kunden so sehr
gefallen, das er sogar einen weit höheren Preis
dafür bezahlte,
als es nötig gewesen wäre. Der Schuster strahlte
vor lauter
Freute ob des Preises für die verkauften Schuhe, das er
darauf gleich
in die Stube zu seiner Frau eilte und ihr von den
wundersamen
Vorgängen in seiner Werkstatt erzählte und auch
von dem überaus
fürstlichen Preis das er für das Schuhwerk erhalten hatte.
Denn der
Schuster hatte für die Schuhe soviel Geld bekommen,
das er sogleich
neues Leder für gleich zwei Paar Schuhe
kaufen konnte.
Nachdem er mit seiner Frau zusammen gefrühstückt
hatte, machte
er sich auch gleich auf den Weg um von dem
eingenommenen
Geld neues Leder zu kaufen. Fast den ganzen
Tag hatte er für
den weiten Weg zum Kürschner gebraucht
und als er am
Nachmittag müde wieder zu Hause ankam,
schnitt er das
neue Leder noch am selben Abend zu und
bereitete alles
für die Arbeit am nächsten Tag vor.
Denn gleich am
nächsten Morgen wollte er mit neu
gefassten
Lebensmut sich frisch an das Tagwerk machen.
Doch kaum war
die Nacht vergangen und das gemeinsame
Frühstück mit
seiner lieben Frau gegessen, begab er sich
in die
Werkstatt und fing erneut an zu staunen. Denn wieder wa
r das Leder
bereits verarbeitet und wieder war ihm die gesamte
Arbeit
abgenommen. Nur das diesmal gleich zwei
wunderschöne
Paare
glänzender Schuhe fix und fertig poliert auf seinem
Arbeitstisch
standen. So schön und wunderbar gefertigt,
das sie ihm
fast noch besser gefielen als das erste Paar.
Kaum hatte sich
seine Verwunderung gelegt, erklang auch
schon das
kleine Glöckchen über der Ladeneingangstür und
die erste
Kundschaft des Tages trat ein. Auch sie waren von
dem Schuhwerk
so angetan, das es nicht lange dauerte und alle
beiden Paar
Schuhe waren zu einem äußerst guten Preis verkauft.
Jetzt hatte der
Schuster bereits das Geld für soviel Leder
zusammen, das
er es sich leisten konnte, sogar für vier
Paar Schuhe
Leder zu kaufen. Schnell schloss er seinen
Laden zu, gab
seiner Frau Bescheid und machte sich wieder
auf den Weg zum
Kürschner. Als er am Nachmittag wieder
zurück war,
setzte er sich sofort an seinen Arbeitsplatz,
und kaum das es
Abend geworden war, hatte er bereits für
alle vier Paar
Schuhe das Leder zurecht geschnitten.
Doch von nun
an, war es an jedem Tag das Gleiche.
Jeden Morgen
wenn er aufstand und mit seiner Arbeit
beginnen
wollte, standen die neu gefertigten Schuhe bereits fix und fertig
auf seinem
Arbeitstisch.
Das Schuhwerk
war so gut, das es sich bald in der ganzen Stadt
herum
gesprochen hatte und seine Kundschaft immer größer wurde
und den
Schuster zu einem wohlhabenden Mann machte.
Doch eines
Tage, es war kurz vor der Weihnachtszeit, der Schuster
hatte am Abend
gerade wieder einmal das Leder für den nächsten
Tag zurecht
geschnitten, sagte er zu seiner Frau:
" Was
hältst du davon, wenn wir einmal die ganze
Nacht
aufbleiben und uns heimlich verstecken um zu sehen
wer uns diese
Freude macht und uns die ganze Arbeit abnimmt?
Auch würde es
mich unheimlich interessieren wer in der Lage ist,
solch
wunderschöne Schuhe herzustellen?"
Die Frau gab
ihm recht und zündete eine Kerze an.
Kurz darauf
versteckten sich die Eheleute hinter ein paar
aufgehangene
Kleidungsstücke und legten sich auf die Lauer.
Ungeduldig
warteten sie auf die unbekannten Gäste.
Kaum hatte die
nahe Kirchturmuhr Mitternacht geschlagen,
erschienen
plötzlich wie aus dem Nichts ein paar kleine nackte Männlein,
setzten sich an
den Arbeitstisch des Schusters und begannen flink
und gekonnt das
zurecht geschnittene Leder zu verarbeiten.
Sie waren dabei
so flink und fleißig, das der Schuster aus dem
Staunen nicht
heraus kam. kaum hatten die kleinen
Wichtel ihre
Arbeit getan, verschwanden sie ebenso
lautlos wie sie
gekommen waren und das Ehepaar ging zu Bett.
Am nächsten
Morgen, als sich ihre Verwunderung gelegt hatte,
sprach die Frau
des Schusters zu ihrem Gatten:
"Hör mir
zu mein lieber Mann, ich habe mir etwas überlegt.
Die kleinen
Männchen haben uns reich und sorgenfrei gemacht.
Wir sollten uns
bei ihnen bedanken und ihnen auch etwas schenken.
Schließlich ist
bald Weihnachten, draußen ist es bereits kalter
Winter und eine
Belohnung für ihre gute Arbeit haben sie sich
wahrlich
verdient. Ich werde für jeden von ihnen ein Hemd,
Hose und dazu
ein warmes Jäckchen stricken und ein paar warme
Wollsocken
bekommt jedes Wichtelmännchen auch noch von mir!
Du aber
könntest dich erkenntlich zeigen, wenn du jedem von ihnen
auch noch ein
hübsches Paar kleiner Schuhe fertigst!
Der Mann zeigte
sich zufrieden über den Vorschlag seiner
Frau und die
Beiden machten sich auch sofort an die Arbeit.
Kaum neigte
sich der arbeitsreiche Tag seinem Ende,
hatten die zwei
auch ihre Arbeit geschafft.
Sorgfältig
packten sie die Sachen in feines Geschenkpapier und
legten statt
des zurecht geschnittenen Leder diesmal die Geschenke
auf den
Arbeitstisch des Schusters und versteckten sich abermals.
Denn die Beiden
wollten unbedingt miterleben was die
Wichtel wohl ob
der Geschenke tun würden?
Kaum hatte die
Kirchturmuhr mitten in der Nacht zur zwölften
Stunde
geschlagen, kamen auch schon die Wichtel ins Haus
und wollten
sich schnell an die Arbeit machen.
Doch als sie
statt des zurecht geschnittenen Leders die hübschen
Geschenke sahen
wunderten sie sich zuerst sehr.
Dann aber
überwältigte sie die Freude über die gelungene
Überraschung
und die niedlichen Kleidungsstücke samt Schuhwerk.
Eilig und
glücklich zogen sie die Sachen sofort an, während das
Schusterehepaar
sie mit heimlicher Freude dabei beobachtete.
Ganz geschwind
hatten die niedlichen Wichtel sich angekleidet
und strichen
zufrieden und voller Freude über den feinen Stoff
ihrer neuen
Kleidungsstücke und begannen vor lauter Glück an
zu singen:
"Sind wir
nicht Männlein, sauber fein?"
"Und müssen
nicht mehr Schuster sein!"
Dann begannen
sie sogar freudig zu tanzen. Hüpften und sprangen
quer durch die
kleine Werkstatt samt dem angeschlossenen Laden
und waren
plötzlich genauso geheimnisvoll wieder verschwunden
wie sie
gekommen waren und wurden seitdem nie mehr gesehen.
Von nun an
musste der Schuster seine Arbeit wieder selber machen,
denn die
Wichtelmännchen kamen nie mehr zurück.
Aber der
Schuster und seine Frau waren dennoch zufrieden.
Sie freuten
sich am Glück der Wichtelmännchen und seine Arbeit
machte dem
Schuster ja Spaß. Denn seit dieser Nacht glückte
dem Schuster
alles was er in die Hände nahm und auf jede seiner
Arbeiten lag
ein guter Segen und so lebten die Beiden glücklich
und zufrieden
bis ans Ende ihrer Tage.
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