Gerdas Adventskalender

Donnerstag, 10. Juli 2014

Bleigießen



 Bleigießen
Ein immer noch beliebter, wenn auch allmählich einschlafender
Silvesterbrauch bzw. Orakelbrauch ist in manchen Regionen das Bleigießen.
Im übertragenen Sinne kann das Blei als Schwermetall für alles Schwere und
Belastende angesehen werden, das man im alten Jahr zurücklassen möchte.
Wann der Brauch Blei zu gießen entstanden ist und in welchem Zusammenhang,
ist schwer zu sagen. Schon im Altertum war das Gießen von Blei eine oft
angewandte Methode. Im Mittelalter wurden mit dieser Gußmethode Siegel,
Abzeichen, Schaumünzen usw. hergestellt. Möglicherweise aber hat die Erfindung
der Buchdruckkunst durch Johannes Gutenberg mit dem Silvesterbrauch zu tun.
Zum Drucken wurde flüssiges Blei in die Matrizen gegossen. Schriftsetzer,
die im Besitz von Blei waren, konnten Feiertagsgäste und Freunde zu Silvester
mit dem Schwermetall versorgen, das dann in erhitztem Zustand in Wasser gelassen
wurde und Figuren bildete.
Noch heute machen manche auf Silvesterpartys sich den Spaß,  Blei in einem
Löffel über einer brennenden Kerze zu   schmelzen. Wegen der niedrigen
Schmelztemperatur von Blei dauert der Vorgang nicht lange.Das geschmolzene
Blei wird dann in ein Gefäß mit kaltem Wasser gegossen, in dem es sich sehr
schnell wieder verhärtet. Die sich bildenden Figuren werden als Orakel angesehen,
aus denen sich zukünftige Ereignisse im neuen Jahr ablesen lassen.
Oft wird die Bleifigur in das Kerzenlicht gehalten. Die Form des Schattens
dient dabei als Hilfe für die Deutung der Figur und des Orakels. Nicht alle
Figuren verheißen Gutes für das neue Jahr. 
Beispiele für solche Figuren und
ihre Deutungen sind unter anderem:
      Anker - Hilfe in der Not,
       Ball - Glück rollt heran,
       Beil - Enttäuschung in der Liebe,
       Blumen - neue Freundschaft,
       Bock - Erwartung einer Erbschaft,
      Brille - Weisheit, hohes Alter,
       Dreieck - finanzielle Verbesserung,
       Flasche - fröhliche Zeit,
       Glocke oder Ei - frohe Nachricht, Ankündigung einer Geburt,
       Herz - sich verlieben,
       Hut - gute Nachichten,
       Kreuz - Tod,
       Kuchen - ein Fest steht bevor,
       Kuh - Heilung,
       Leiter - Beförderung,
       Maus - heimliche Liebe, sparsam sein,
       Ringe und Kränze - Hochzeit,
       Schere - eine wichtige Entscheidung steht an,
       Schiff, Flugzeug oder Rakete - Urlaubsreise, Reise ins Ungewisse,
       Schlange - andere sind nedisch auf dich,
       Spinne - das Glück hängt am seidenen Faden
       Sterne - Glück,
       zerbrochene Ringe - Trennung,
Letztendlich bleibt die Deutung der Symbole jedoch immer jedem selbst überlassen.
Blei ist nicht ungefährlich. Beim Bleigiessen sollte man daher darauf
achten, daß Kinder das Schwermetall nicht in den Mund stecken und sich
möglicherweise eine Bleivergiftung zuziehen. Geraten Pulverpartikel und
Spritzer in die Augen, so sollte man sie sofort gut ausspülen. Die beim
Schmelzen entstehenden giftigen Bleidämpfe sollte man nicht einatmen.
Wegen des Giftgehalts gehören die ausgegossenen Figuren nicht in den
Hausmüll, sondern zum Sondermüll. Wer den Umgang mit dem giftigen
Stoff vermeiden will, braucht dennoch nicht auf die Vorhersage für das
neue Jahr zu verzichten. Alternativ kann statt Blei auch heißes,
flüssiges Wachs verwendet werden, das ebenfalls im Wasser zu
bizarren Figuren erstarrt.





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